Herz: Regulation der Herzleistung und Herzinsuffizienz

Herz: Regulation der Herzleistung und Herzinsuffizienz
Herz: Regulation der Herzleistung und Herzinsuffizienz
 
Das Herz eines gesunden Erwachsenen schlägt im Ruhezustand etwa 70-mal pro Minute (Herzfrequenz). Bei jeder Kontraktion werden etwa 70 ml Blut in den Körperkreislauf (aber auch in den Lungenkreislauf) gepumpt (Schlagvolumen). Will man ermitteln, wie viel Blut das Herz während einer Minute in den Kreislauf pumpt, muss man die Herzfrequenz mit dem Schlagvolumen multiplizieren; bei einem gesunden Erwachsenen liegt dieses Herzminutenvolumen bei etwa 5 l Blut. Hat man das Herzminutenvolumen errechnet, lässt sich die Pumpleistung des Herzens auch für jede andere Zeitdauer, z. B. für eine Stunde, ermitteln (Herzzeitvolumen).
 
 Regulation der Herzleistung
 
Bei körperlichen, aber auch bei psychischen Belastungen benötigen die Zellen des Körpers mehr Sauerstoff als im Ruhezustand. Das Herz muss also mehr Blut in den Körperkreislauf pumpen. Das geschieht durch Erhöhung der Herzfrequenz und des Schlagvolumens. Gesteuert wird die Erhöhung der Herzleistung vor allem durch das vegetative Nervensystem, durch Sympathikus und den zum Parasympathikus gehörenden Vagusnerv.
 
Der vom Rückenmark zum Herzen führende Sympathikus ist für die Leistungssteigerung des Herzens zuständig, der Vagusnerv hemmt die Herzleistung. Die Herznerven üben auf drei Arten Einfluss auf die Herzleistung aus: Sie steuern die Schnelligkeit des Herzschlags (Chronotropie), sie wirken auf die Stärke der Herzkontraktionen ein (Inotropie) und sie sorgen für eine Beschleunigung bzw. Verlangsamung der Erregungsleitung (Dromotropie).
 
Auch das Herz selbst hat einen gewissen Einfluss auf die Regulation des Schlagvolumens. Bei erhöhtem Druck in der Aorta kann das Herz nicht das ganze in der linken Herzkammer gespeicherte Blut in den Körperkreislauf pumpen, es bleibt ein wenig zurück. Daraus resultiert eine Dehnung der Kammermuskulatur, sodass die Muskeln beim nächsten Herzschlag gespannter sind und das Blut mit größerem Druck in den Kreislauf pressen können (Frank-Starling-Mechanismus).
 
 
Bei der Herzinsuffizienz ist die Muskulatur des Herzens geschwächt, sodass es nicht mehr die volle Pumpleistung erbringen kann. Unterschieden wird zwischen der Linksherzinsuffizienz, die bedingt, dass die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, der Rechtsherzinsuffizienz, bei der eine zu geringe Menge Blut in den Lungenkreislauf gelangt, und der Globalinsuffizienz, bei der beide Herzhälften betroffen sind. Zu den Ursachen für die Linksherzinsuffizienz gehören vor allem Bluthochdruck und Herzklappenfehler, die Rechtsherzinsuffizienz wird oft durch eine Widerstandserhöhung im Lungenkreislauf bei Asthma bronchiale ausgelöst.
 
Zur akuten, das heißt plötzlich auftretenden Herzinsuffizienz kommt es z. B. durch Herzinfarkt, Fieber oder Lungenembolie. Die chronische Herzinsuffizienz entwickelt sich allmählich. Wenn es dem Herzen nicht mehr ohne weiteres gelingt (z. B. aufgrund von Bluthochdruck), eine ausreichende Menge Blut in den Lungen- oder Körperkreislauf zu pumpen, versucht es, dieses Manko durch verschiedene Mechanismen wie die Verdickung der Herzmuskulatur (Hypertrophie) und Erhöhung des Pulsschlags zunächst zu kompensieren. Solange dies gelingt, wird von einer kompensierten Herzinsuffizienz gesprochen. Von einer dekompensierten Herzinsuffizienz spricht man, wenn die Kompensationsmechanismen nicht mehr ausreichen, um das benötigte Herzminutenvolumen zu pumpen.
 
Zu den Leitsymptomen einer Linksherzinsuffizienz zählen Atemnot durch Lungenödem, Herzrasen und Herzrhythmusstörungen. Zu den Anzeichen einer Rechtsherzinsuffizienz gehören u. a. Wassereinlagerungen im Körper, insbesondere an den Fußknöcheln. Auch kommt es zur Zyanose, der blauroten Verfärbung von Lippen, Fingernägeln und Schleimhäuten als Folge des Sauerstoffmangels im Blut. Bei einer Herzinsuffizienz muss in erster Linie die zugrunde liegende Krankheit behandelt werden, damit das Herz entlastet wird. Weiterhin werden Medikamente verordnet, die die Leistung des Herzens erhöhen (ACE-Hemmer). Eventuell muss auch eine Herztransplantation in Erwägung gezogen werden.
 
 Akutes Lungenödem
 
Vor allem ein Herzinfarkt, der die linke Herzhälfte betrifft, kann ein akutes Lungenödem (Flüssigkeitsansammlung in der Lunge) hervorrufen. Der Grund: Wenn die linke Herzhälfte nicht mehr in der Lage ist, das Blut vollständig in den Kreislauf zu pumpen, kommt es zu einem Stau des Bluts in der Lunge. Das Lungenödem macht sich vor allem durch Atemnot, Herzrasen, große Angst und ausgehustetes Blut bemerkbar. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall. Behandelt wird u. a. mit Sauerstoff und Mitteln, die die Herzleistung steigern.

Universal-Lexikon. 2012.

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